Dienstag, 4. Juni 2013

Halle-lujah! - Frankenstein Junior – 01. Juni 2013 in Halle (Saale)

Die Geschichte um Frankenstein wurde auf verschiedene Arten verbreitet – als Buch, als Film, als Serie, als Trickfilm. 1974 entwickelte Mel Brooks bereits den Film „Young Frankenstein“. Das Musical entstand jedoch erst im Jahr 2007 und somit viele Jahre später. Es feierte am 08. November 2007 am Broadway Premiere.
 
Auch wenn man zumindest aus früheren Zeiten so ungefähr weiß wer Frankenstein ist, könnte dieser Stoff doch überraschen. Eines vorab: Die Show ist überaus fulminant! Die verschiedenen Zahnräder, die diese Show am Laufen halten, greifen immer wieder perfekt ineinander – Darsteller, Kostüme, Bühne, Choreografie – alles ist bestens aufeinander abgestimmt. Den Bühnen von Halle gelingt mit dieser Deutschland-premiere eine sehr gute Produktion auf sehr hohem Niveau.
 
Um vollkommen unvoreingenommen diese Show zu besuchen, habe ich vorher keinerlei Informationen gesucht oder Songs aus der Show gehört. So war mir auch nicht klar, dass Frankenstein eine Art komödiantisches Grusical ist, wodurch der Überraschungseffekt noch größer war.
 
Zu Beginn der Show ziert der Titel auf einem Vorhang die Bühne. Musik ertönt und das Geräusch eines Blitzes durchbricht diese. Hinter dem Vorhang sind bereits Menschen zu erahnen, die immer deutlicher zu erkennen sind. Mit Regenschirmen stehen sie da. Erst ein wenig später wird klar, dass sie einer Bestattung beiwohnen, nämlich der Bestattung von Doktor Victor von Frankenstein. Sie verkünden singend, dass sie froh sind, dass der letzte Frankenstein tot ist. Das Ensemble singt und tanzt beschwingt – die gesamte Bühne lebt. Jedoch gibt Inspektor Hans Kemp, der im Kampf mit einer von Frankensteins Kreaturen sein linkes Bein und seinen rechten Arm verlor, bekannt, dass es noch einen letzten verbliebenen Frankenstein gibt. Bereits in dieser ersten Szene wird deutlich, dass das Stück eine große Portion Humor verlangt und längst nicht alles wirklich so ernst ist. Immerhin musste der Inspektor die weite Reise nach Wien antreten, um jemanden zu finden, der ihn wieder zusammen flicken konnte. Sebastian Römer verleiht dem Inspektor äußerlich eine durchaus imposante und doch strenge Ader, sodass man doch ab und an eine Hand voll Respekt vor ihm hat.
 
Die Szene wechselt und zum Vorschein kommt ein Hörsaal an einer renommierten amerikanischen Universität, in dem Doktor Frederick Frankenstein eine Vorlesung über das Gehirn hält. Björn Christian Kuhn beeindruckt mit einer tollen, klaren Stimme, aber auch durch seine ausdrucksstarke Darstellung des Doktors. Fröhlich und mit einem breiten Lächeln singt er sein erstes Solo über das Gehirn. Das Klischee wird direkt erfüllt und auch wenn ich nicht Medizin studiert habe, so fühlte ich  mich doch direkt an den ein oder anderen Professor aus meiner Zeit an der Uni erinnert. Und diese Erinnerung an früher sollte nicht die einzige bleiben. Auch in dieser Szene kommt wieder die überspitzte Komödie zum Vorschein, wenn der Doktor durch Anlegen einer Schraubzwinge an den Hals seines älteren Probanden dessen Reflexe und sein Schmerzempfinden ausschaltet, sodass er ihm ohne Empfinden in die Genitalien treten kann.
 
Im Anschluss an die Vorlesung erhält der Doktor ein Telegramm aus Transsylvanien, doch bevor er dieses vorlesen lässt, klärt er den Boten erst auf, dass er nicht Frankenstein sondern Froankenstien heißt. Wie oft diese Korrektur des Namens noch auftauchen wird, kann man an dieser Stelle nicht ahnen. Er erfährt nun, dass sein Großvater verstorben ist und er direkt nach Transsylvanien kommen soll, um dessen Nachlass zu verwalten. Da er sich von den Forschungen seines Großvaters distanziert hat, was er auch durch seinen Namen deutlich zu machen versucht, möchte er die Reise eigentlich nicht antreten, was er aber letzten Endes doch tut.
 
So erscheint in der nächsten Szene der Bahnhof, an dem er ungeduldig auf seine Verlobte Elizabeth Benning wartet, während der Schaffner bereits zum Einsteigen auffordert. Schließlich betritt Anna Thorén als exzentrische Elizabeth die Bühne und zieht nicht nur allein aufgrund des farblich sehr extravaganten Kostüms alle Blicke auf sich. Lila und pink passen doch aber wirklich gut zusammen, oder nicht? Und so einen pinken Plüschmantel wünscht sich doch nun wirklich jeder?! Sie spielt Elizabeth auf eine herrlich überspitzte Art und Weise, die kaum beschreibbar ist, wenn man es nicht gesehen hat. Betonung und Variation der Stimmfarbe tun ihr weiteres, um die schrille Art der Verlobten rüberzubringen. Alles passt zusammen und erfüllt nebenbei erneut die Klischees über die exzentrische Frau mit dem jungfräulichen Doktor an ihrer Seite, für den die Wissenschaft an erster Stelle steht. Doch Elizabeth klärt im nächsten Atemzug auf, dass doch eigentlich jeder weiß, dass sie an erster Stelle steht. Er will sie zum Abschied küssen, auch wenn sie ihn eigentlich gar nicht gehen lassen will, doch sie wehrt stimmgewaltig ab: Lippen! Frischer Lippenstift – der darf nicht geküsst werden! Natürlich dürfen auch die frischlackierten Nägel, die 3 Monate zum Trocknen brauchen, und die Haare nicht berührt werden, da sie am Abend noch auf eine Party muss. Daher verspricht er ihr, dass er ihr nicht einen Schritt näher kommen wird. Als er dann aber doch einen Schritt auf sie zumacht, weil er es natürlich nicht so ernst gemeint hatte, springt sie schrill zurück, worauf er resigniert sagt, dass er doch aber wenigstens träumen dürfe. Dies ist der Anlass für ihr Solo: Nicht berühren! Sie erzählt ihm singend was er alles dürfe, zumindest im Traum! Denn Berühren ist verboten. Anna Thorén zeigt hier eine ganz andere Seite und brilliert erneut stimmlich. Schließlich tanzen die zwei den Nicht-Berühren Tanz, der auch von den dazu kommenden Passagieren getanzt wird. Es ist amüsant dem Treiben auf der Bühne zuzuschauen, während der Songtext zunehmend vulgärer wird, was im ersten Moment doch ein wenig erschreckend ist.
 
Der Zug verlässt New York und wenig später findet sich Frederick Frankenstein in Transsylvanien am Bahnhof wieder, wo er von seinem neuen Gehilfen Igor abgeholt wird. Auch hier stellt er wieder klar, dass er Froankenstien heißt, was Igor entsetzt kommentiert und auch direkt nachfragt, ob er dann Froadrick Froankenstien heißt, was aber auch wieder korrigiert wird. Herrlich lustig wird es dann, wenn Igor klarstellt, dass er Eigor heißt, wie die Nordwand. So langsam findet man dann auch den roten Faden durch das Stück, der eindeutig auf der komödiantischen Ader liegt. Mein erster Gedanke als Igor die Bühne betritt war: Wow, der sieht meinen Vorstellungen, die auf den Film aus meinen Kindheitstagen basieren, aber verflucht ähnlich! Aber nicht nur hier bemerkt der Zuschauer die detailtreue der Kostüme und Maske. Ásgeir Páll Ágústsson spielt Igor imposant und vielschichtig – mal erschreckend gruselig, mal fröhlich singend und tanzend. Sehr facettenreich und genial gespielt. Auch stimmlich überzeugt er sofort. Die düstere Szene des transsylvanischen Bahnhofs lockert sich durch das swingende Duett der beiden schnell auf. In dieser Szene wird aber auch ein Moment zum Nachdenken präsentiert, wenn Doktor Frederick Frankenstein Igor seine chirurgischen Fähigkeiten anbietet und seinen Buckel entfernen würde, worauf Igor gelassen und doch leicht entsetzt antwortet, von welchem Buckel die Rede sei. Hier wird zum ersten Mal das Thema des perfekten Menschen aufgegriffen.
 
Schließlich schieben vier attraktive junge Bauern einen Heuwagen auf die Bühne, auf dem sich die im ersten Moment zum Leben erwachte Mischung aus Heidi und Rotkäppchen befindet. Auch hier kommt wieder dieses Déjà-vu aus Kindheitstagen zum Vorschein, das dieses Erlebnis zusätzlich einmalig macht. An diesem Abend wurde Inga von Bettina Mönch gespielt. Sie mimt das schüchterne, aber auch aufreizende, ländliche, blonde Dummerchen perfekt und mit durchdringender klarer Stimme. Trotz allem konnte ich besonders am Anfang nichts mit ihrer Rolle anfangen. Vielleicht liegt es einfach daran, dass ich dann doch zu viel darüber nachdenke warum das jetzt so ist und mich dann nicht voll auf die Szene einlassen kann. Ihr Solo Roll dich im Heu passte für mich aber eindeutig nicht in die Szene und hat nur Fragen aufgeworfen. Nachdem dann auch eine Runde gejodelt wurde, die attraktiven Jungs hüpfend eine holprige Fahrt simuliert haben und Inga und Frederick sich im Heu auf dem Wagen rumgerollt haben, kommen sie am Schloss Frankenstein an. Allein beim Zuschauen tat mein Nacken weh.
 
Während Igor nun die Ankunft mit Klopfen der großen, schweren Ringe an der riesigen Tür ankündigt, ist es wieder mal Zeit für einen Lacher, wenn Frederick die Szene mit einem „Das sind aber große Dinger!“ kommentiert und dies auf die Eisenringe bezieht, während Inga diese Aussage auf ihre Brüste bezieht und sich überrascht bedankt. Auch wenn solche Elemente aus unzähligen Comedy-Serien bekannt sind, finde ich es bemerkenswert wie gut diese Szenen von allen Beteiligten dargestellt werden.
 
Gabriele Bernsdorf öffnet als Magd Frau Blücher das Tor. Ihre Erscheinung fügt dank der dunklen, strengen Perücke und dem schwarz-weiß gehaltenen Kostüm perfekt in die Szenerie ein und auch ihr Akzent erfüllt auch hier die Klischees. Sie spielt die Magd oft herrlich emotionslos, was sicherlich auch nicht so einfach ist. Gesanglich kann sie ebenfalls ihre Vorzüge zeigen. Was mir allerdings im gesamten Stück absolut schleierhaft blieb, ist das Pferdewiehern, das immer dann ertönt, wenn ihr Name fällt. Des Rätsels Lösung ist, dass es ein Element aus einer Verfilmung ist, die ich nicht kannte.
 
Während alle anderen schließlich in ihren Zimmer verschwunden sind, liest Frederick in der Bibliothek seines Großvaters, wo er zu seinem Erstaunen allerdings nur primitive Bücher wie Heidi, Black Beauty oder Kamasutra findet. Frau Blücher gibt vor, dass sie nicht wisse wo die Fachbücher seien. Aufdringlich versucht sie ihm noch einen Dienst ihrerseits aufzudrängen und ihm noch einen Brandy oder ähnliches bringen zu dürfen. Im Nachhinein wird klar, dass sie die Geliebte von Victor war und sich hier erneut versucht an einen Frankenstein ranzumachen.
 
Im Traum erscheint Frederick sein Großvater, der ihn für die Namensveränderung anklagt und versucht ihm begreiflich zu machen, dass er dem Ruf des Blutes folgen muss und Kreaturen erschaffen müsse. Olaf Schröder spielt Doktor Victor von Frankenstein mit klarer, kraftvoller Stimme und schaurig-schönem Schauspiel. Auch in dieser Szene unterstützt das Ensemble das Treiben auf der Bühne und mit großartigen Stimmen. Ich habe bereits einige Produktionen an Stadttheatern gesehen, aber bisher nicht so eine tolle tänzerische Leistung des Stammensembles an einer Oper.
 
Inga reißt Frederick schließlich aus seinem Albtraum, woraufhin sie den Klang einer Geige vernehmen. Dadurch kommen sie hinter die Mechanik des drehbaren Bücherregals, das den Weg in das Labor verdeckt. Diese tückischen Drehregale sorgen natürlich wieder für einen Lacher. In der sich anschließenden Szene wird zum ersten Mal deutlich wie durchdacht und genial Bühnenbild konzipiert ist. Während sich das Zimmer langsam auf der Drehbühne dreht, fährt es hydraulisch hoch, sodass die zwei den Weg in das Labor im Keller bestreiten können. Warum die zwei hier allerdings durch die langsame Aussprache ihrer Texte die Szene verzerren, ist mir nicht klar.
 
Im Labor entdecken sie Igor und schließlich auch Frau Blücher, die auf der Violine gespielt hat. Doch vorher kommt mit Ingas Aussage „Sie (die Violine) ist noch ganz warm!“ erneut eine Parallele zum Vorschein und sorgt erneut für Lacher. Dort unten übergibt Frau Blücher Frederick auch ein erstaunlich kleines Büchlein mit den Notizen von Victor, ihrem Liebling. Nach dem Lesen der Notizen ist auch Frederick von der abstrusen Wissenschaft überzeugt und bittet Igor darum ihm das Gehirn eines toten genialen Kopfes zu bringen, während sie auch darüber nachdenken, dass die Leiche ziemlich groß sein müsse.
 
So geschieht es, dass Frederick ein Monster erschafft. Doch erst glaubt er an sein Versagen, dass die Kreatur rührt sich nicht. Erst, als kein Protagonist mehr auf das Monster achtet, erhebt sich zumindest ein männliches Körperteil, das reflexartig von Frau Blücher wieder runter gedrückt wird. Erst beim zweiten Erheben und dem Stöhnen bemerken alle, dass das Monster lebt! Allerdings wird dann auch augenscheinlich, dass Igor ihm das Gehirn des Abt Normal bzw. ein abnormales Gehirn gebracht hat, da ihm das geniale Gehirn vorher in den Dreck gefallen war, weshalb er es entsorgt hatte. Die äußere Erscheinung des Monster ist wieder ein genialer Kunstgriff der Maske – täuschend nah an dem Film. Thomas Weissengruber, der das Monster spielt, hat anfangs sicherlich auf den ersten Blick keinen schweren Part gezogen. Wenn man allerdings genauer darüber nachdenkt, ist es vermutlich doch nicht so leicht sich nur durch Mimik, Gestik und stöhnendem Knurren derart Respekt zu verschaffen. Imposant und ausdrucksstark gespielt.
 
Nachdem das Monster aufgrund eines Feuers ausrastet und Frederick würgt, folgt eine Partie Scharade, da dieser nicht mehr sprechen kann. Aber er möchte den anderen doch mitteilen, dass Inga dem Monster die Betäubungsspritze geben soll. Wie auch immer Igor auf den Ausruf „Viel Lärm um nichts“ kommt, ist schleierhaft, sorgt aber in zweierlei Hinsicht für Lacher. Nämlich einmal prompt und anschließend wenn Frederick ihn dafür versucht zu strafen.
 
Die Dorfbewohner, die beschlossen haben, dass sie jeden Hängen werden, der eine Kreatur erschafft, wollen dem Treiben auf dem Schloss auf den Grund gehen, weshalb sie vortäuschen den Besucher Transsylvaniens willkommen heißen zu wollen. Natürlich ist es schon vorhersehbar, dass das Monster die Menge aufscheucht. Das Stöhnen des Monsters veranlasst Igor zu einem fulminanten Solo, in das auch die anderen schließlich einstimmen. Doch dann flüchtet das Monster, was den Mob aufscheucht und Frederick an seiner Arbeit zweifeln lässt.
 
Während des Openings des zweiten Akts wird besonders die imposante Komposition deutlich, die oftmals bedingt durch Gesang oder Trubel auf der Bühne untergeht. Auch hier wird das Treiben wieder sehr schnell unübersichtlich, aber doch bemerkenswert wie die verschiedenen Positionen über die Bühne fegen und dabei von einem starken Ensemble nicht nur gesanglich unterstützt werden. Das Monster flieht. Die Szene wechselt erneut und zeigt Inga und Frederick im Labor. Sie umgarnt ihn mit ihrem Gesang, ihren Reizen und ihrem versteckten Wissen über große Namen. Schlussendlich landen die zwei auf der Bahre, auf der das Monster erschaffen wurde, unter einem Laken. Frau Blücher betätigt die Hydraulik, sodass die Bahre hoch in die Luft fährt. Die herunterfallenden Kleidungsstücke zeigen deutlich was die zwei treiben.
 
Igor und Frau Blücher platzen herein und stören als erstes Fredericks Schritt auf weiblichem Terrain. Noch während sie sich fragen was sonst noch schief gehen könnte, platzt Elizabeth mit einem spritzigen „Hallo! – Ich bins, ich bins…“ herein. Zugegebenermaßen kam auch hier schlagartig ein Déjà-vu. Michael Schanze hätte es in seiner Sendung Kinderquatsch nicht besser singen können. Allerdings sah Michael nie so aufreizend aus oder trug gar Tiger- bzw. Leopardenlook. Dieses Outfit erfüllt erneut alle Klischees. Die beschwingte Komposition lädt zum mit wippen ein, während Anna Thorén mit eindrucksvoller Stimme singt, dass jeder Mann gern überrascht werden würde. Im zweiten Teil des Liedes harmoniert sie sehr schön mit ihren Stylisten, die sie natürlich mit in das düstere Transsylvanien gebracht hat. Nicht nur vom Outfit her zieht sie alle Blicke auf sich, sondern auch durch ihre Stimme. Bereits als Elphaba und Marie Antoinette konnte sie in den letzten Jahren überzeugen, doch als Elizabeth zeigt sie eine ganz andere, ungeahnte Seite. Ein verborgener Juwel!
 
Aber auch in dieser Szene gibt es einen Moment, den ich nicht verstehe, nämlich der, wenn Frau Blücher Elizabeth „bearbeitet“ und diese schließlich darauf eingeht.
 
Natürlich entdeckt Elizabeth was Frederick und Inga getrieben haben, verzeiht ihm aber. Diese Szene strotzt nur so vor Slapstick und Klischees, was aber wunderbar in die Szene passt.
 
Was der Blinde in der Geschichte zu suchen hat, ist mir auch nicht klar, sorgt aber für viele Lacher, wenn das Monster bei ihm auftaucht. Die ihm angebotene Suppe schüttet der Blinde auf die Hose von Frankenstein, was dieser durch lautes Stöhnen kommentiert, den Becher voll Wein schlägt der Blinde ihm aus der Hand und schlussendlich zündet er den Daumen des Monsters anstatt der Zigarre an, wodurch das Monster flüchtet.
 
Schließlich wird es wieder eingefangen und in ein Verlies gesperrt. Heldenhaft will Frederick zu ihm gehen und bittet Inga, Frau Blücher und Igor darum, ihm nicht zu helfen, auch wenn es ihn das Leben kosten würde und egal wie sehr er sie anflehen würde. Jeder kann sich sofort denken, dass das Monster sich von seinen Ketten befreit, ihn angreifen und dieser dann um seine Freilassung flehen wird. Aber brav wie die drei sind, halten sie sich die Ohren zu, weshalb Frederick das Monster mit seiner Liebe zu beschwichtigen versucht und ihm einredet, dass es ein attraktiver Mann sei. Die Aussage, dass er grün sei, weckt Erinnerung an die Zauberwelt von Oz, auch wenn das so sicherlich nicht gemeint war. Wieder ein ausdrucksstarkes Lied von Björn Christian Kuhn.
 
Das Monster kann gezähmt werden und dem Volk vorgeführt werden, sodass es sieht, dass das Monster nicht böse ist. Warum das Lied, zu dem Frederick und das Monster tanzen und singen das einzige ist, das auf Englisch ist, bleibt mir unverständlich. Nach dieser komödiantischen Performance der zwei, die das Volk überrascht, schnappt sich das Monster Elizabeth, weil es erneut von einem Feuer aufgescheucht wird. Im Wald kommt es dann auf dem Waldsofa zu einer der genialsten Szenen. Schauspielerisch sowohl von Anna als auch von Thomas sehr einfühlsam und ausdrucksstark. Sie mimt erneut die exzentrische, aber anfangs ängstliche Frau, die ihm vorwirft, dass doch alle Männer nur das Eine wollen. Schließlich landen die zwei hinter dem Sofa und unter Stöhnen und Feuerwerk singt sie von der Liebe.
 
Der Inspektor und er Droftrottel Ziggy, gespielt von Andreas Guhlmann, leiten unterdessen die Suchaktion.
 
Sie ist von der tiefgehenden Liebe, die sie tief umhüllt, überzeugt und ist dem Monster verfallen. Mit kraftvoller Stimme verführt sie das Monster und verkündet ihm, dass sie durch Zufall ihren Traummann, ihren Schlagbolzen, gefunden hat. Während sie sich noch in Ekstase singt, wird das Monster erneut aufgescheucht und flieht – ohne sie, aber mit einem ihrer Schuhe.  Es landet wieder im Labor, wo Frederick ihm sein eigenes Wissen transferieren will. Bevor das Volk das Schloss stürmen kann, können sie den Transfer durchführen, doch das Monster scheint tot zu sein. Frederick wird abgeführt und auf dem Marktplatz gehängt, als plötzlich das Monster auf die Bühne stürmt und Doktor Frederick Frankenstein mit Worten verteidigt. Doch es ist zu spät. Durch seinen genialen Verstand und vor allem einem glücklichen Umstand gelingt es ihm, Frederick zu retten. Doch das Volk verurteilt direkt beide wieder zum Tod durch Hängen, da sie den Tod von Elizabeth zu verantworten hätten, die prompt auf die Bühne gestolpert kommt und fragt, ob nach ihr gerufen wurde. Bis sie plötzlich in der Hand des Inspektors ihren zweiten Schuh entdeckt und freudig darauf zu stürmt. Auch hier wieder toll gespielt.
 
Während nun die Paarungen wechseln und Inga und Frederick zusammen kommen, gesteht Elizabeth, dass sie das Monster liebt. Doch noch weiß sie nichts davon, dass es sprechen kann. Überraschung! An dieser Stelle darf Thomas Weissengruber auch endlich seine ausdrucksstarke Stimme präsentieren. Schade, dass er nicht mehr Möglichkeiten dafür hat. Frau Blücher verlässt schließlich die Bühne zu ihrem Blinddate – mit dem Blinden.
 
Das Stück ist ein wahres Kunstwerk, wie bereits zu Beginn erwähnt. Alle Beteiligten arbeiten wie ein gut funktionierendes Uhrwerk zusammen und bringen so ein absolutes Highlight auf die Bühne. Da kann man sich einfach zurücklehnen und das Stück genießen. Und zwischendurch schaffen sie es sogar einen Muffelmotz wie mich zum Schmunzeln zu bringen. Neben den vielen komödiantischen Elementen hat das Stück für mich auch durchaus eine Botschaft – wenn nicht sogar mehrere. Es hat mich berührt wie Frederick am Ende des Stücks zu seinem Namen stand und die Verantwortung für sein Handeln übernommen hat. Insgesamt ist das Ende des Stücks ein Gänsehautmoment. Jeder einzelne Beteiligte leistet grandiose Arbeit.
 
Es war die weite Reise durchaus wert und ich wünsche mir, dass dieses Stück nun öfter in Deutschland gezeigt wird.