Mit der Premiere von „Der Graf
von Monte Christo“ hat in diesem Jahr nun auch die zweite Produktion der
Freilichtspiele Tecklenburg begonnen. Ähnlich wie im letzten Jahr setzen die
Verantwortlichen auf eine „Lachnummer“ – und damit ist keine Lachnummer im
wörtlichen Sinne gemeint, sondern auf ein Musical, bei dem ordentlich gelacht
werden kann – und auf ein dramatischeres Stück.
Auch dieses Jahr hat Marc Clear bei der Inszenierung dieses
Stückes Geschick bewiesen. Natürlich kann eine Freilichtproduktion nicht mit
den pompösesten Kulissen aufwarten, dennoch erkennt man hier die Liebe zum
Detail, wenn auch mitunter an einige Erinnerungen aus dem Vorjahr verknüpft.
Wie auch bei Marie Antoinette schlüpft Marc Clear hier selbst ins Kostüm und mimt in diesem Jahr den Grafen von Monte Christo höchstpersönlich. Dabei ist sein Spielanteil hierbei mit geschätzten 50% deutlich höher als zuletzt. Stimmlich als auch schauspielerisch kann man ihm nichts vorwerfen. Beides ist grandios. Irritierend war die Inszenierung in scheinbar nicht enden wollenden Szenen. Auch das Premierenpublikum war unschlüssig wann man in der ein oder anderen Szene applaudieren sollte.
Wie auch bei Marie Antoinette schlüpft Marc Clear hier selbst ins Kostüm und mimt in diesem Jahr den Grafen von Monte Christo höchstpersönlich. Dabei ist sein Spielanteil hierbei mit geschätzten 50% deutlich höher als zuletzt. Stimmlich als auch schauspielerisch kann man ihm nichts vorwerfen. Beides ist grandios. Irritierend war die Inszenierung in scheinbar nicht enden wollenden Szenen. Auch das Premierenpublikum war unschlüssig wann man in der ein oder anderen Szene applaudieren sollte.
Edmond Dantès (Marc Clear) feiert seine Hochzeit mit
Mercédès (Anna Thorén) als er
verhaftet wird. Sie schwören sich auf den anderen zu warten und in den Sternen
immer verbunden zu sein. Edmond hatte unwissend einen Brief von Napoleon
überbracht und wird somit des Verrats bezichtigt. Unschuldig soll er begnadet
werden bis ans Licht kommt, dass der Brief an den Vater des Oberstaatsanwalts
Villefort (Reinhard Brussmann)
überbracht werden sollte. Um diese Schande zu vertuschen wird Edmond ins
Gefängnis gebracht. Das Komplott von Villefort, Mondego und Danglars (Frank Winkels) ist perfekt.
Anna Thorén spielt Mercédès, die Frau an Edmond Dantès' Seite, eine
durchaus sehr facettenreiche Rolle, nicht nur glaubwürdig, sondern so
hingebungsvoll wie man es von ihr gewohnt ist. Ebenso gelingt es ihr die Emotionen stimmlich umzusetzen und sorgt dabei nicht nur mit ihrem Belt für den ein oder anderen Gänsehautmoment. Anfangs noch frisch verliebt und
vor allem voller Vorfreude auf das Leben mit ihrem Edmond, kehrt sich das Glück
schnell um. Für ihre bewegende Interpretation von "All die Zeit" erntet sie zurecht mitunter den größten
Applaus. Aber auch Marc Clear und Femke Soetenga erhalten für ihre Darbietungen
langanhaltenden Szenenapplaus.
Während Edmond im Gefängnis
sitzt, verbittert Mercédès zusehends und geht schließlich die Ehe mit ihrem
Cousin Mondego, der von Carsten Lepper
verkörpert wird, ein. Von Hass erfüllt erträgt sie die Eskapaden ihres
Ehemannes und versucht ihren Sohn Albert (Thomas
Hohler) zu einem anständigen Mann zu erziehen.
Mondego verbringt sein Leben
entweder mit Glücksspielen oder im Bordell. Carsten Lepper spielt ihn imposant verrucht und schafft es auch
stimmlich diesen Charakterzug rüberzubringen. Mal singt er mit scheinbaren Engelszungen, wenn er Mercédès trösten will, ein anderes Mal mit spitzer Zunge und verruchter Stimmfarbe.
Während Edmond im Gefängnis sein
Dasein fristet und Jahr um Jahr verstreicht, lernt er Abbé Faria (Reinhard Brussmann) kennen, einen
anderen Gefangenen, der sich seit Jahren zur Außenmauer durchgraben will,
stattdessen aber in der Nachbarzelle bei Edmond angelangt. Allein der Auftritt
von Reinhard Brussmann sorgt im
Publikum für Lacher. Mich persönlich hat sein Erscheinungsbild stark an einen
ergrauten Hagrid aus Harry Potter erinnert. Ob das bewusst so gewählt wurde,
weiß ich nicht. Stimmsicher vermittelt er alle Weisheiten und lässt auch Raum
für weitere Lacher.
Beim gemeinsamen Fluchtversuch
stirbt der alte Mann schließlich, doch zuvor kann er Edmond auf seinem
Sterbebett noch vom größten Schatz berichten und ihm die Schatzkarte
aushändigen. Edmond schwört Rache, nutzt schließlich die Gelegenheit und
schlüpft an Stelle Abbé Farias in den Leichensack und wird schließlich von den
Wärtern aus dem Gefängnis ins offene Meer geworfen, wo er Piraten ins Netz
geht. Er kann Luisa Vampa (Femke
Soetenga), der Piratenführerin, eindrücklich durch seine offene Art und
durch seine gutmütige Tat, dass er den Kampf um Leben und Tod zwar gewinnt,
seinen Gegner aber nicht ermordet, begreiflich machen, dass sie ihn nicht
wieder über Bord werfen. So wird er in die Piratenmeute aufgenommen und sein
Gegner schwört ihm ewige Treue.
Die Szenen auf dem Piratenschiff
zeichnen sich durch eine peppige Choreografie und starke Stimmen aus. Femke Soetenga spielt Luisa Vampa
herrlich herrisch und niederträchtig. Aber auch die gefühlvolle Seite kann sie
überzeugend zeigen, wenn Luisa kurzzeitig an ihre große Liebe denkt. Stimmlich überzeugt sie wie auch im Schuh des Manitu mit ihrer kraftvollen Stimme.
Edmond bittet die Piraten zur Insel
Monte Christo zu segeln. Dort angekommen birgt er mit seinem Jacopo (Hakan T. Aslan), seinem Vertrauten, den
Schatz. Hakan T. Aslan hat auch in
diesem Jahr wieder die Chance aus dem Ensemble hervorzustechen. Bereits bei
Marie Antoinette konnte er seine Stimme präsentieren. Auch dieses Jahr haucht
er seiner Rolle Herzblut ein und macht erneut durch eine sehr überzeugende
Leistung auf sich aufmerksam.
Nun ändert Edmond seinen Namen in
„Graf von Monte Christo“ und verfolgt seine Rachegelüste. Er schickt Jacopo aus
um in Erfahrung zu bringen was die drei, die ihn verraten haben, heute machen.
Als er erfährt, dass Mercédès Mondego geheiratet hat und sogar einen Sohn hat,
steigt seine Wut an.
Durch ein kleines Spiel lernt er
Albert Mondego (Thomas Hohler)
kennen und tut so als seien sie Freunde, der er ihm scheinbar das Leben rettet.
Dass es sich nur um eine Intrige handelt, bemerkt Albert nicht. Der Graf lädt
Albert und seine Familie zum Ball ein. Dort erkennt Mercédès ihren totgesagten
Edmond. Doch die Wut steckt zu tief in Edmond, da er die Lügen nicht kennt.
Mit einer – wir würden es heute
Scheinfirma nennen – Schwindelei treibt er Villefort, Mondego und Danglars in
den Ruin. Frank Winkels kann leider
nur in wenigen Szenen sein Können zeigen. Aber auch die Darstellung des
deutlich bösartigeren Charakters im Vergleich zum Vorjahr gelingt ihm überzeugend und mit kraftvoller
Stimme. Da der Name Mondego nun in den Dreck gezogen wurde, fordert Albert den
Grafen zu einem Duell heraus. Sowohl seine Verlobte Valentine (Karoline Goebel) als auch seine Mutter
versuchen ihn vergebens davon abzuhalten. Auch eine Entschuldigung Mercédès‘
kann Edmond scheinbar nicht beschwichtigen.
Thomas Hohler glänzt mit kraftvoller Stimme und grandiosem
Schauspiel. Karoline Goebel weiß
besonders in der Duell-Szene ihr Schauspiel zu entfalten und die entsetzte
junge Valentine zu spielen. Stimmlich vermag sie mich allerdings nicht
vollständig zu überzeugen, da mir der Stimmfarbenwechsel zwischen der Brust- und der Kopfstimme in ihrem Solo nicht so gut gefällt.
Albert wird schließlich doch
verschont. Als Mercédès sich bei Edmond für diese Gutmütigkeit bedankt, deckt
sie die Lügen Mondegos auf, indem sie Edmond erzählt, dass Mondego ihr damals
sagte, dass Edmond im Gefängnis gestorben sei. Weiterhin beichtet sie ihm, dass
Albert nicht Mondegos Sohn, sondern sein Sohn ist.
Natürlich hat Mondego alles mit
angehört und verleugnet Albert als Bastard. Da er Edmond seine alte Liebe nicht
gönnt, fordert er ihn zu einem Fechtkampf heraus, den er verliert. Edmond
fordert den Verlierer auf in Frieden zu gehen, doch dieser greift erneut an,
weshalb Edmond ihn ersticht. Die Familie ist nach vielen Jahren endlich
vereint.
Das Stück hat durchaus seine
Vorzüge, auch wenn es im Vergleich zu vielen aktuellen Großproduktionen ganz
anders angelegt ist. Ein wenig enttäuschend ist allerdings die sichtbare
Hierarchie von der Ausstattung her. So wären an einigen Stellen hochwertige
Perücken wünschenswert. Allerdings muss ich noch hinzufügen, dass die Wahl der Perücken im Vergleich zu 2009 einen Quantensprung gemacht hat. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass es in den nächsten Jahren eine weitere Steigerung geben wird. Leider spielte an diesem Abend auch der Ton nicht immer
ganz mit, sodass gerade im ersten Akt der Text zeitweise kaum zu verstehen war, da die Aussteuerung nicht immer gelang.
Diese Probleme werden aber hoffentlich in den nächsten Shows behoben werden.
Wie auch in den Jahren zuvor
zeichnen sich die Freilichtspiele durch ihre großen Ensemblenummern aus.
Großartig sind in diesem Jahr auch die Kampf- und Fechtszenen, die großen
Eindruck hinterlassen.
Die hochkarätige Besetzung ist
ebenfalls eine Art Markenzeichen der Freilichtspiele Tecklenburg. Große Stimmen
und überzeugende Schauspieler machen diese Inszenierung sehenswert.
Die Besetzung im Überblick:
Edmond Dantès / Der Graf von Monte Christo
|
Marc Clear
|
Mercédès
|
Anna Thorén
|
Mondego
|
Carsten
Lepper
|
Danglars, Spekulant
|
Frank
Winkels
|
Villefort, Oberstaatsanwalt
|
Reinhard
Brussmann
|
Abbé Faria, Gefangener
|
Reinhard
Brussmann
|
Luisa Vampa
|
Femke
Soetenga
|
Albert Mondego
|
Thomas
Hohler
|
Valentine de Villefort
|
Karoline
Goebel
|
Jacopo, Edmonds Vertrauter
|
Hakan
T. Aslan
|
Morrel,
Reeder
|
Alexander Bellinkx
|
Ensemble:
Sophie Blümel – Milena Hagedorn – Anke Merz –
Daniela Römer – Marthe Römer – Silja Schenk – Stéphanie Signer – Elena
Zvirbulis – Jan Altenbockum – Alexander Bellinkx – Sebastian Brandmeir – Marius
Hatt – Andrew Hill – Stefan Lehmann – Siegmar Tonk – Benjamin Witthoff
Schade finde ich es weiterhin,
dass das Fotografieren verboten bleibt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass
diejenigen, die gegen das Filmverbot verstoßen haben, auch weiterhin dagegen
verstoßen werden.
Endlich konnte ich den Bericht auch mal lesen :-). Du hast es mal wieder auf den Punkt gebracht - super geschrieben! Wir hatten gestern in der Show auch Probleme beim Ton. Bin gespannt, ob sich das noch ändern wird im Laufe der nächsten Shows - ansonsten wäre das echt irgendwie blöd.
AntwortenLöschenToller Bericht! Ich war auch am 27. in der Show. Mir hat es gut gefallen, nur die richtigen Gänsehautmomente fehlten irgendwie...
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